Neun Monate musste meine lieb gewonnene Kawasaki KLR 650 in Los Angeles seit der Mexikoreise Ende
2002 auf meine Rückkehr warten.
Die Ruhezeit im Garten meines amerikanischen Freundes Mike überstand sie eingepackt in eine Plane ganz gut, von einigen
Roststellen mal abgesehen.
Ich hatte mich das ganze Jahr auf die Rückkehr gefreut und Ende September 2003 ist
es endlich soweit. Mitten im Oktoberfesttrubel verlasse ich München, um
tausende von Kilometern entfernt in Kalifornien Mike und seine Familie wieder
zu sehen sowie das Knattern meines Einzylinders
wieder zu hören.
Auch mein Bruder war
eine Woche zuvor wieder in die USA zurückgekehrt, um sein Motorrad von Texas
nach Kalifornien zu fahren und es dort zu verkaufen.
Wir hatten uns bereits 2002
bei Mike getroffen, um gemeinsam eine kleine Rundfahrt durch Kalifornien und
Nevada zu unternehmen.
Dafür hatte Flo einen schweren Harley-Nachbau von Yamaha
gekauft, mit dem er nach unserer Tour seine Freundin in Texas besucht hatte.
Sie unterrichtete dort für ein Jahr als Highschool-Lehrerin. Während Sie im
Sommer 2003 bereits zurückgekehrt war, stand Flo’s Motorrad dort noch
mehr oder minder verlassen auf einem
Parkplatz.
Nach seiner Rückfahrt durch Texas, New Mexiko, Arizona und Kalifornien treffen
wir uns auch 2003 wieder bei Mike in LA.
Für dieses Jahr hatte ich eine ca. zweiwöchige Tour durch den Südwesten der USA geplant und das Schwergewicht auf die Offroadstrecken durch die Wüsten des Death Valley sowie des Mojave Desert gelegt. Aber auch einige andere Nationalparks wie den Capitol Reef, Canyonlands oder Arches wollte ich dieses Jahr über Offroadstrecken erschließen.
Zunächst verkaufen
Flo und ich zusammen sein Motorrad. Das war ein stressiges Unterfangen, denn
wir hatten nicht viel Zeit für den zeitraubenden Verkauf über die Zeitung. Bei
Händlern würden wir zwar einen niedrigeren Preis erzielen, aber so konnte das
Ganze zumindest schnell über die Bühne gehen. Schon beim Zweiten bekamen wir
einen recht guten Preis geboten, aber letztendlich scheitert das Geschäft an
dem nicht funktionierenden Kilometer- bzw. Meilenzähler von
Flo's Motorrad. Dank der Spontaneität
der Amerikaner werden wir sein Motorrad auf dem Parkplatz des Motorradshops jedoch
trotzdem ziemlich schnell los: der recht fülligen Frau eines Kunden, der sich
gerade eine neue Maschine gekauft hatte, gefällt Flo’s
Maschine gut und angesteckt
von der Bikeratmosphäre will sie nun nicht mehr nur auf dem Sozius ihres
Mannes mitfahren. Da auch er nicht gerade ein Leichtgewicht ist, fällt es mir
auch sehr schwer vorzustellen, wie das arme Stahlross diese beiden bewegen sollte.
Das Geschäft wickeln wir noch auf dem Parkplatz des Motorradshops ab und haben
nun Zeit für etwas kalifornisches dolce vita.
Mit Tennisspielen, Cafe-Besuchen
in Laguna Beach sowie dem Besuch einiger Sport Bars verbringen wir den Rest von
Flo's Aufenthalt in Kalifornien.
Nachdem mein Bruder wieder nach Deutschland zurückgeflogen war, beginne ich,
meinen eigenen Trip zu organisieren und nach ein paar Tagen bin ich
startbereit.
Bei meiner Enduro war lediglich eine Vergaserreinigung sowie eine
Ventilnachstellung notwendig gewesen. Die Mexiko-Reifen von letztem Jahr werden
diesen Trip wohl noch überstehen.
Für den Trip hatte ich mir die Route grob zurechtgelegt: Anhand eines sehr guten Buches mit Offroad-Trails in Kalifornien möchte ich nach dem ersten Stopp in Las Vegas zunächst das Death Valley und anschließend die Mojave-Wüste erkunden. Anschließend soll es über den Grand Canyon zum Lake Powell in die Gegend von Escalante gehen. Dort soll allein schon der bekannte Highway 12 zum Capitol Reef National Park so viele Sehenswürdigkeiten vereinen, dass man die Fahrt einem Besuch in einem Nationalpark gleichsetzen kann. Nach dem Capitol Reef National Park möchte ich weit in Richtung Osten fahren, um den Arches und Canoynlands National Park zu besuchen, die sich beide eng beisammen in Utah befinden. Danach ist eine zweitägige 800-Meilen Ochsentour nach Westen durch die Wüste Nevadas geplant, die mich zur letzten Station des Trips, nach San Francisco, bringen soll – ein Pflichtbesuch für jeden Kalifornienreisenden und für mich sowieso. Die Rückfahrt nach Los Angeles über die Pazifikküste soll die Reise abrunden, bevor dann viel zu schnell Ende Oktober in München wieder die Pflicht ruft.