usa & mexiko 2002 - vorbereitung (usa)

"You're crazy !" wurde mir in Kalifornien oft entgegnet, als ich mit Leuten über mein Vorhaben sprach, alleine mit dem Motorrad durch Mexiko zu fahren. Für viele Amerikaner ist Mexiko das Land der Banditos und korrupten Polizeibeamten, und es gibt unzählige Geschichten, die diese Meinung scheinbar belegen.
Dennoch sollte man das relativiert betrachten, denn meine eigenen und die Erfahrungen vieler anderer Motorradreisender, die ich unterwegs kennengelernt habe, zeigen, dass man nicht zwangsläufig Kopf und Kragen riskiert, wenn man Mexiko mit dem Motorrad bereist.
Dies darzustellen ist eines der Ziele meines Erlebnisberichts von einer wunderschönen Motorradreise, die mich für knapp drei Monate zunächst durch den Südwesten der USA und anschließend durch Mexiko führte.
Möglich wurde diese Reise dadurch, dass mein Arbeitgeber mir von Juli bis Dezember 2002 freigab, um mein Vorhaben zu verwirklichen.

Die Vorbereitungen in Deutschland bestanden darin, mich impfen zu lassen, Spanisch zu lernen, diverse Versicherungen abzuschließen (Gepäckversicherung, Auslandskrankenversicherung) und mich zu entscheiden, ob ich das Motorrad bzw. die nötige Ausrüstung in Deutschland kaufe und verschiffe oder das in den USA erledige. Details zu den Vorbereitungen sowie Checklisten findet ihr in der Kategorie Reisetipps.
Letztendlich entschied ich mich dafür, das Motorrad und die modellspezifische Ausrüstung in Kalifornien zu kaufen. Dafür sprach, dass ich sowieso den Besuch bei meinem amerikanischen Freund Mike plante, der in Los Angeles lebt. Außerdem hatte ich schon zuvor Motorräder in Kalifornien gekauft und zugelassen und kenne daher die Formalitäten recht gut. Ein weiterer Pluspunkt war, dass ich mir so die Verschiffungsgebühren von Deutschland nach Kalifornien sowie sämtliche Verpackungsaufwände sparen konnte. Aus heutiger Sicht betrachtet würde ich mich jedoch anders entscheiden, denn dem Organisationsaufwand und Stress, den man im Vorfeld der Reise mit dem Verschiffen hat, steht der große Vorteil gegenüber, unmittelbar nach Ankunft startklar zu sein.
Die Vorlaufzeit war in meinem Fall sehr lange, denn durch die eingeschränkte Modellauswahl von Reiseenduros - die Africa Twin und die Trans Alp werden in Kalifornien nicht verkauft - sowie lange Lieferzeiten der Ausrüstung (Aluminiumkoffer und Halterung sowie Sturzbügel und Motorschlagschutz) und der Papiere verzögerte sich der Start der Reise um mehrere Wochen.
In Deutschland allerdings kaufte ich noch die gesamte Motoradbekleidung (Helm, Stiefel, Handschuhe, Motorradhose, Jacke , Rückenschutz); dafür sprach zum einen der Sommerschlussverkauf und zum anderen die Tatsache, dass ein großer Teil der Motorradbekleidung, die in den USA zu kaufen ist, sowieso aus Europa stammt.

Mike, Mary Lou und StacyAnfang August 2002 ist es endlich soweit: ich lande ich auf dem Flughafen in Los Angeles und nachdem Mike mich abgeholt hatte, feiern wir unser Wiedersehen mit einem opulentem BBQ nach amerikanischer Manier, wo ich endlich auch wieder das unvergessliche Bud Ice-Bier geniessen darf. Mike lebt mit seiner Frau Mary Lou und seiner Stieftochter Stacy in einem schönen, sehr gepflegten Stadtteil im Süden von LA, von wo aus es nicht weit zum Meer ist und man auch vom für LA obligatorischen Smog weitestgehend verschont bleibt.
Die Vor-Ort-Vorbereitungen meiner Reise beginne ich damit, zunächst die nächstgelegenen Motorradhändler und das Department for Motor Vehicles, kurz DMV, ausfindig zu machen.

Auf der grossen todo-liste sind die folgenden Brocken die wichtigsten:

Ausführliche Details zur Ausrüstung, die ich mitgenommen habe, findet ihr unter Reisetips. Zur Erledigung der todos vertraut mir Mike freundlicherweise sein "the beast" genanntes Motorrad an, eine schwarze Honda Magna (750cc). Mit diesem schweren Brocken hatte er sich schliesslich einen langjährigen Traum erfüllt. Es ist ein Riesenerlebnis, auf diesem sehr lautstarken Monstrum über die zehnspurigen LA-Freeways entlang zu tuckern.

Die Kawasaki KLR 650Da die Enduros von BMW mein Budget weit überfordern und wie gesagt die meisten der grossen (750ccs und grösser) aus Europa bekannten Reiseenduros in Kalifornien nicht verkauft werden, entscheide ich mich schliesslich für die vom Preis-Leistungsverhältnis sehr attraktive, wenn auch optisch nicht herausstechende Kawasaki KLR 650.
Es ist wahnsinnig interessant, welche Leute man kennenlernt, wenn man in LA nach Motorrädern shoppt: so war ich wegen einer gebrauchten KLR mit dem 55-jährigen Gary im Gespräch gewesen, der seine Firma verkauft hatte und sämtliche Männerspielzeuge auf seiner Ranch hortete: All-Terrain-Vehicles (ATVs), Offroad-Motoräder, Motoryacht, Merceds SLK 500.
Er hatte vor zwei Jahren zwei KLRs gekauft, sie aufwendig umbauen lassen, um mit seinem Sohn eine Tour durch Tibet zu machen. Da sein Sohn kurz vor Abfahrt erkrankte, und nicht mitfahren konnte, war die eine fast neuwertig.
Dann hatte ich Richard kennengelent, der mit seinen 70 Jahren immer noch Offroad-touren durch die Baja California machte und mir für meinen Trip viele Tips geben konnte.

Letztendlich kaufe ich aber doch eine neue KLR in Victorville, nördlich von LA, für unschlagbare $5.000 und muss mir somit keine Gedanken um den Austausch evtl. verschlissener Teile machen.
Bei der amerikanischen Niederlassung der deutschen Firma Touratech in Seattle bestelle ich dann die Aluminium-Koffer (aluminum panniers) und bei Happy Trail den Rest der Ausrüstung: die zu den Koffern und zur KLR passende Halterung (Racks) sowie den Motorschlagschutz (Skid Plate) und den Sturzbügel (bei Happy Trail PD Nerf genannt) zum Schutz des Kühlwasserreservoirs und des Kühlers.
Leider verbringe ich von nun an viel Zeit mit Warten, denn die Lieferung des Equipments und der Papiere (Fahrzeugbrief bzw Title) dauert sehr lange. Auf den Title warte ich fast sechs Wochen, da der Händler einen Fehler bei der Überweisung des Geldes zur Zulassung des Motorrades gemacht hatte.

Genug Zeit also eine kleine Probetour durch den Südwesten der USA zu unternehmen, bei der mich anfangs mein Bruder begleite, der in die USA gekommen war, um sich ebenfalls ein Motorrad zu kaufen und damit seine Freundin in Texas zu besuchen, die dort für ein Jahr als Lehrerin an der High School unterrichtet.

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